Alte Ansichtskarten – die WhatsApps von damals
Wer erinnert sich noch daran, Urlaubsgrüsse auf bunt bedruckten Karten zu schreiben und zu versenden? Diese Frage kommt jetzt wahrscheinlich ziemlich nostalgisch daher. Was damals noch mühsam von Hand geschrieben wurde, wird heute blitzschnell in die ganze Welt versendet. Entdecken wir gemeinsam die Welt der alten Ansichtskarten – kommen Sie mit?
Von Wegen nur bunt bedrucktes Papier
Alte Ansichtskarten sind nicht nur schön zu betrachten, sie bilden auch ein Fenster in die Vergangenheit. Nicht selten zeigen sie dabei, was und vor allem wie es früher war. Kleine Kunstwerke gedruckt oder handbemalt auf Papier – aber erst mal der Reihe nach.
Als es nur Postkarten gab
Der frühere Vorläufer der Ansichtskarte war die Postkarte. Wahrscheinlich ertappen Sie sich jetzt bei dem Gedanken, ob das denn nicht das Gleiche ist? Wenn ja: Nein, ist es nicht. Postkarten waren ursprünglich so etwas wie Briefe. Eine Karte, versehen mit einer Korrespondenz, man nannte sie daher auch einfach schlicht Korrespondenz-Karte. Keine Bilder oder sonstige Verzierungen, nur mit einer Nachricht versehen. Die ältere Version der Postkarte hatte das Postwertzeichen, heute nennen wir so was Briefmarke, aufgedruckt. Diese Postkarte wurde und wird heute noch als «Ganzsache» bezeichnet. 1840 erfolgte dann in Grossbritannien mit der Einführung der One Black Penny die erste Briefmarke der Welt. Die Vorderseite der Postkarte war mit der Nachricht sowie der Adresse des Empfängers und der Briefmarke versehen. Die Rückseite war leer. Diese konnte man ebenfalls für die Nachricht nutzen.
Die Ansichtskarte wird geboren
Im späten 19. Jahrhundert begann man, bei der Postkarte die Rückseite mit einem Bild zu versehen. Dies konnten Landschaften und Ortschaften sein, oder aber auch Motivkarten mit den unterschiedlichsten Sujets. Ebenfalls kamen Glückwunschkarten in Mode, diese konnte man ohne grossen Aufwand und teils ohne zusätzliche Nachricht an Festtagen wie Weihnachten versenden. Zuerst auch mit der Absicht, Nachrichten auszutauschen, etablierte sich die Ansichtskarte immer mehr zum Sammlerobjekt. Alte Ansichtskarten stellen gerade im Bereich der topografischen Motive eine interessante Quelle dar, zum Beispiel für die Heimatforschung. Die Ansichtskarte, so wie wir sie kennen, wurde um 1900/05 in der Schweiz eingeführt. Besonderes Merkmal ist die geteilte Anschriftseite, bei der man Nachricht und Adresse des Empfängers auf einer Seite aufführen konnte.



Was ist eine Bildpostkarte?
Schon mal was von einer Bildpostkarte gehört? Ich auch nicht. Nennen Sie sie bitte nicht Ansichtskarte vor einem Philokartisten, nicht das Sie noch zum Duell aufgefordert werden. Eine Bildpostkarte ist ähnlich wie eine Postkarte. Nur haben diese noch eine Abbildung oberhalb der Adresszeilen. Diese Abbildung kann Ortschaften, Landschaften oder Gebäude zeigen. Ursprünglich war die Idee von solchen Bildpostkarten, den Tourismus in der eigenen Region anzukurbeln.

Der grösste Konkurrent – Social Media
Auch heute noch sieht man die klassischen Ansichtskarten in ihren Ständern stehen, ob beim Kiosk oder bei Souvenirläden – man trifft sie immer noch regelmässig an, jedoch ist mit der Etablierung des modernen Smartphones und Social Media die Verwendung einer Ansichtskarte in den Hintergrund gerückt. Schnell ein Foto am Strand gemacht, das Abendessen im Restaurant oder das Panorama fotografiert und per WhatsApp mit Grussbotschaft in die halbe Welt versendet – und das in Windeseile! Vielleicht versendet man sogar dasselbe Foto gleich mehreren Personen oder macht gleich eine Story auf Instagram draus – meiner Meinung nach sehr unpersönlich. Eine handgeschriebene Ansichtskarte zeugt von Mühe, von Willen und vom Wunsch, jemandem eine Karte zu schreiben, individuell zugeschnitten. Ein schöner Zeitzeuge, denn wenn man diesen aufbewahrt, kann man ihn auch nach fünfzig Jahren noch lesen, ob dies auch mit einem WhatsApp geht?